Sonntag, 26. April 2009

TAG 6 bis 9 - sehr durchwachsen.

Nun, wie nicht anders zu erwarten war, waren Dienstag bis Donnerstag eher durchwachsen. Routine im Nichtstun eben. Der Freitag hatte es allerdings in sich.

Im Haus waren Arbeiter, die offensichtlich mit der Hilti Löcher bohrten. Seeeeehr laut. Dafür durften wir einen Film sehen - ja, richtig gehört.

Das Thema war "Anti-Ärger-Strategien" von Vera Birkenbihl. (birkenbihl.de)
Mal abgesehen davon, daß diese Art von Seminaren eine "willige" Hörer- oder Seherschaft voraussetzt, ist doch auch eine gewisse "Vorbildung" erforderlich. Oder glaubt irgendwer, daß Fragestellungen wie "KKI" (Kant's Kategorischer Imperativ) oder "RAK" (Random-Acts-of-Kindness) irgendwem, der Gärtner, Autobuschauffeur oder Putzfrau ist, nur annähernd bekannt oder hilfreich ist oder auch nur irgendwie bekannt ist. Selbst Menschen mit Maturanivau haben bei Kant Probleme.

Es ist eine Farce, was bisher geboten wurde. Ein "Training" ist nicht vorhanden. Abgesehen vom wochenendlichen Vorlesen der sowieso am Gang aufgehängten Inserate keinerlei "Beratertätigkeit".
Der Trainer beharrt zwar darauf, daß man "halbwegs" ordentlich angezogen kommt, hat aber selbst ein Netzleiberl einer Fußballmannschaft an (was, im Übrigen, ob der Mannschaft auch zur eventuellen Polarisierung beitragen kann).

Summasummarum also ein Blendwerk sondersamt. Jedenfalls bringt die Maßnahme eine Fülle von Angriffspunkten. Sowohl an JTF als auch an das "mitwissende" AMS.

Ich werde mich am Montag mit neuen Erfahrungen melden.
Schönes WE, Joe

Dienstag, 21. April 2009

TAG 5 - Montag und es geht erstmals zur Sache.

Von "blauer Montag" keine Rede. Volles Programm - was heißt, vier öde Stunden vor einem Computer bei einer Raumtemperatur von 30°. Super. Heute kein Trainer, kein Pipapo, kein Garnichts.
Die Leute tratschen, surfen ein wenig im Internet, rauchen oder schnappen ein wenig Luft vor der Tür.

Wichtiger allerdings ist, sich die Ängste und Sorgen der Anderen anzuhören. Einer meint, daß er mit 1000.- Brutto (sind ca.850 Netto) nicht auskommen wird. 350.- Wohnung, dann noch Strom, Essen, Gewand, Rauchen (auch wenn es manche nicht gerne hören - diese Sucht kostet ca. 100.- pro Monat!) ect.

Ein Anderer über die Vermittlungssituation. Daß er faktisch vom AMS Betreuer "gezwungen" wurde, den Kurs anzunehmen, bei sonstiger Sperre der Bezüge. Kein Einzelfall beim AMS. Rechtlich durchaus bedenklich.

Weiters verwunderlich ist die favorisierte Zubuchung durch das AMS. Da gäbe es viel mehr gelistete Anbieter, die optimal zu den jeweiligen Anforderungen passen würden. Jedoch sind die Favoriten offensichtlich "Trendwerk" und eben JFT.
Hier wird durch die auch an der "Front" stark geworben. So sah ich bei meinem letzten AMS-Besuch eine Mitarbeiterin des AMS zig "Scriptura"-Kugelschreiber an Mitarbeiter austeilen. "Scriptura" befindet sich übrigens im selben Haus wie JTF. Ein Schelm, wer böses denkt.

Ich werde sehen, wie es morgen weitergeht. Jedenfalls verspricht der Wetterbericht wieder tropische Temperaturen im Schulungsraum.

Bis morgen, Joe

Montag, 20. April 2009

TAG 4 - Dies und Das

Heute, Freitag, gehts zum ersten Mal zur Sache. Abgesehen davon, dass heute für unsere zukünftigen Bewerbungen Photo´s von uns gemacht wurden, ging es heute an die Verteilung von Job´s.
Interessanterweise hingen an der Wand, an der diverse Angebote ausgehängt sind, auch solche, die schon ein Monat "abgelaufen" waren. Mit der Aktualisierung haben´s die offensichtlich nicht so.

Ein "Personalberater" von JTF kam und wir mußten uns mal "outen". Das lief folgendermaßen ab: Jeder mußte erzählen, was er ausbildungs- und jobmäßig vorher gemacht hatte, was er/sie sich als nächsten Job vorstellt und sich dann beim fiktiven Personalchef vorzustellen. Den "Personalisten" gab der Personalberater.

Der Berater wollte uns glauben machen, daß ein Personalist "seine Firma" mit Bauchgefühl vertritt. Nun ist aus dem Bereich Verkaufspsychologie bekannt, daß 80% der Kaufentscheidungen aus dem Bauch heraus getätigt werden. Mir ist allerdings kein Fall bekannt, in dem Sich ein Personalist "aus dem Bauch heraus" für einen Kandidaten entschieden hätte. Viel mehr zählen hier der "Preis" und die wahrscheinliche Verfügbarkeit, also durchaus rationale Entscheidungskriterien, über eine Anstellung. Man merkt jedenfalls, daß der Berater seine alte Karriere im Verkauf und wahrscheinlich einige Schulungen in diesem Gebiet nicht verleugnen kann.

Aber weiter. Abgesehen davon, daß ich glaube, das die Mehrheit der Kandidaten nie einen Personalchef zu Gesicht bekommen wird, hat diese Methode einige Haken.
Probleme gab es bei einigen Kursteilnehmer, die der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig waren.
Sie verstanden weder die Fragen der Trainer noch hatten sie nach einer Erklärung Antworten. Was bei Hifsarbeitern, Putzfrauen, Gärtnern, LKW-Chauffeuren ect. auch nicht wirklich wichtig ist. Da geht aber auch die "Maßnahme" am Ziel vorbei.
Andererseits "läuft" ein Vorstellungsgespräch auch in Wirklichkeit irgendwie anders ab.
Nun gut, wir "stellten uns vor" und danach wurden uns unsere "Fehler" gezeigt. Wischiwaschipipapo.

Abschließend der Gag. Der Berater verlas einige Stellenangebote und die Teilnehmer sollten sich zu den Positionen melden. Abgesehen davon, daß Putzfrauen, Hilfsarbeiter ect. nicht unbedingt zu erstrebsamen Stellen zählen, glaube ich nicht, daß 18 Menschen aus 18 verschiedenen Berufen auf diese Weise kein Erfolgserlebnis haben werden.

Angenehmerweise war um 15:00 der Spuk vorbei. Ich warte schon sehnsüchtig auf Montag. Bin schon neugierig, was er bringen wird.

Schönes Wochenende, Joe

Donnerstag, 16. April 2009

TAG 3 - Heut´geht´s los!

Nachdem die ersten beiden Tage eher bedeutungslos vergangen sind, wurde uns heute unser "Personalberater" vorgestellt. Zugegeben in einem seltsamen Gruppengespräch zu fünft. Auch seltsam, dass Ethnien - gewollt, oder auch nicht - getrennt wurden. Ich war also in einer "Inländer" Gruppe. Sinnvoller hätte ich es gefunden, nach Verwendung zu gruppieren. Da war vom Hilfsarbeiter bis zum Maturanten alles vertreten. Was soll´s.

Unser Berater gab uns auch einen Wisch zum Ausfüllen, in dem wir unsere Jobwünsche darstellen sollten. Und wieder mal die Litanei mit Namen, Ausbildung, bisheriger Job und so weiter. Mittlerweilen habe ich die Info zum x-ten Mal ausgefüllt und, obwohl ich meinen Lebenslauf elektronisch übergeben hatte, fand dieser offensichtlich noch nicht zum persönlichen Berater. Organisiert ist anders.

Jedenfalls hat man in diesem Gespräch einiges über die Anderen erfahren. Auch gut. Das Klima ist bei den "Trainees" (warum kann man das nicht deutsch sagen?), wie die Teilnehmerschar, bunt gemischt. Von "ich hab ja nix zu verlieren über "mir ist es recht" bis zu "ich bin total unglücklich" war alles zu finden.

JTF versuchte bemüht, die Verunsicherung bei den Trainees herunterzumachen. Es sei ja alles nicht so schlimm, man sei ja nicht das "böse" AMS und man arbeite ja vollkommen anders. Na ja, wirklich überzeugen konnten die Trainer nicht. Zumal ja die rechtlichen Grundlagen tunlichst nicht besprochen werden.

Es gab dann so etwas wie eine "Kundenbefragung". Zettel wurden ausgeteilt und jeder durfte "seine" Pro und Contras darauf eintragen, die dann auch besprochen wurden. Einerseits kamen ad hoc unbeantwortbare Aussagen wie "ich möchte endlich einen Job, hoffentlich finde ich einen" auf´s Tapet, andererseits wurden die wichtigen Fragen wie Datenschutz, Grundstruktur von JTF und tatsächliche Arbeitsweise nicht befriedigend beantwortet werden konnten.

Auch kommt mir - rein subjektiv - vor, als wäre eine starke Fluktuation von Trainern die Regel bei JTF. So sind viele "unserer" Trainer weniger als ein Jahr in der Firma. Auch interessant.

Zuletzt wurde uns ein USB-Stick (128kB - haha, dass so etwas am Markt noch erhältlich ist, hätte ich nicht gedacht!) ausgefolgt, auf dem sich diverseste Dokumente befinden. Da muss ich noch durch.

Ach ja. Heute sind wir bis 15:00 gesessen, also fast die volle Zeit ;-)

Bis bald, Joe

Mittwoch, 15. April 2009

TAG 2 - und es wird nicht besser.

Tag 2 wurde zur Stunde 2. Wieder einmal kam man (heute waren es 16 Leute), gab der Sozialarbeiterin einen zuvor ausgeteilten Zettel ab, gab seinen Lebenslauf elektronisch ab und ging. Das Ganze dauerte 30 Minuten. Warum das alles auf Einzelstunden aufgeteilt wurde, ist mir schleierhaft.
Jedenfalls habe ich mich zur Sozialarbeiterin gemeldet. Ich möchte ja auch wissen, was sie wirklich für einen tun kann. Zumindest hat sie uns eine Anmeldung für eine "Kulturkarte" angeboten. Weil der klassische Arbeitslose so oft ins Musum geht....

Nun, morgen soll´s dann wirklich losgehen. Womit, hat uns aber keiner gesagt.

Bis bald, Joe

Dienstag, 14. April 2009

TAG 1 oder besser Stunde 1

Nun das war ja ein interessanter Einstieg. Ich komme in die Markgraf-Rüdiger-Gasse, bereit wie aus der Arbeitswelt gewohnt, mit Bleistift, Block und USB-Stick bewaffnet um mich vermitteln zu lassen. Aber hier geht man´s langsam an. Im wahrsten Sinn des Wortes.

Eine Frau kopiert meinen Reisepass (wozu frage ich mich, denn die Daten vom AMS sollten ja vorhanden sein) und hätte gerne meinen Meldezettel (wozu das nun wichtig ist, ist mir vollkommen schleierhaft) den ich aber nicht mitgenommen habe - auch kein Problem.

Dann setzte ich mich zusammen mit ca.10 anderen Personen verschiedenster Ethnien in einen Lehrsaal und warte. Auf Herrn Kaiser. Dieser soll für die nächsten 4 Wochen unser Betreuer sein. Soweit, sogut.

Dann erscheint er. Mächtig in der Statur, langsam im Vortrag. Ich sehe mich zurückversetzt in den Kindergarten, wo man mit erklärt:"Daaaaas iiiiiist ein Auuuuuutttttoooooo". Offenbar denkt man sich, dass ein Arbeitssuchender auch automatisch ein verbal Suchender sein muss.

Die Einführung in den Alltag bei Job-TransFair (ab jetzt kurz JTF) beginnt mit der allseits bekannten Antragstellung für die 1,02 Fahrtgeld (der Betrag ist eine Frechheit - jemanden der schon fast nichts hat, auch noch 2,38 zu "unterschlagen" hat schon was an sich). Ja, und dann? Herr Kaiser bemüht sich, uns zu vermitteln, was JTF ist und wie es "funktioniert". "JTF ist gemeinnützig", sagt er, "und deshalb kann man an Firmen etwas zum Lohn beisteuern." Das wäre der Clue. Na gut. Und ein Personalberater wäre für 7-8 Suchende verfügbar, im Gegensatz zum AMS, wo ein Berater 500 Schäfchen hätte. Da ich jedoch glaube, dass niemand der anderen Anwesenden jemals einen "echten" Personalberater gesehen hat und ein Vergleich mit dem AMS lächerlich ist (da sitzen ja nur lebende Stempelkissen und Terminkalender) verbuche ich das mal unter "Gschichtl".

Ja und - weiter? Nach nichtmal einer Stunde verläßt uns Herr Kaiser. Eine nette, junge Dame verliest uns noch die Hausordnung. Und das war´s. Nach weniger als einer Stunde verlassen wir das Lokal und gehen unserer Wege. Bin gespannt, was heute auf uns zukommt.
Bis bald, Joe

Montag, 13. April 2009

Mein Leben in JobTransFair - Ouvertuere

Nun, jetzt ist es soweit. Ab Dienstag "darf" ich, gesendet vom AMS, bei JobTransFair mein Glück versuchen.
Schon die "Vorauswahl" war beeindruckend. Meine Betreuerin, nennen wir sie Uschi, meinte:"Jetzt muß ich sie wo zuteilen". Obwohl ich Uschi meine Bedenken an dieser Art von "Vermittlung" offen darlegte, hatte ich nur die Wahl zwischen JobTransFair und "trendwerk". Trendwerk ist sowieso zum Kotzen. Rechtswiedrig ist es so oder so allemal. Siehe auch http://www.arbeitslosennetz.org/arbeitslosigkeit/rechtshilfe/auslagerung_ams.html

Da dies aber ein Feldversuch ist, um die Arbeitsweise des AMS und "Gemeinnützigen Integrationslösungen" zu durchleuchten, gehen wir mal hin.

Die nette Dame wollte im Einzelgespräch alles, und wirklich alles von mir wissen. Also gab ich mal einige "Informationen" preis.
Mitzubringen ist auch einiges: Lichtbildausweis, Meldezettel, Versicherungsdatenauszug der WGKK, Aufenthaltstitel, Schreibunterlagen (Stift/Block) (sic!)
Bei Bedarf?
Lebenslauf (wozu dann den Versicherungsdatenauszug?)
Zeugnisse und Zertifikate
Sonstige Unterlagen: zB Staplerschein, Kranschein, Taxischein

Nun zeigen diese Aufstellungen, dass es sich der Hauptaugenmerk auf gewerbliche Vermittlung bzw. Dienstleister konzentriert.

Überraschungen kommen jedenfalls sicher noch einige auf uns zu. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, täglich meine Erfahrungen hier zu bloggen. Bis bald, Joe_Arbeitslos